Silvia Heger

Von der Leichtigkeit des Seins

Wie eine flüchtige Erscheinung, eine hingehauchte Geste, begegnen uns die Papierarbeiten von Silvia Heger. Es sind luftige, ebenso anmutige wie archaische Gebilde, die der Schwerkraft enthoben im Raum ein dynamisches Eigenleben entwickeln. Unwillkürlich ziehen sie den Betrachter an und entfalten ihren stillen Zauber. Von filigranen Skulpturen an dünnen Stahldrähten, von geschichteten Reliefs und schwebenden Installationen ist die Rede, die ihre einzigartige Gestalt aus einem besonderen Material, aus handgeschöpftem Papier gewinnen. Im Wechselspiel von Licht und Schatten, Transparenz und Volumen, treten sie in Kontakt zum Betrachter, faszinieren durch ihre schlichte, dennoch reizvolle Ästhetik und verführen durch die sinnliche Aura des Materials.

Textauszug Dr. Andreas Gabelmann

Leichtigkeit im Raum - Objekte und Installationen

Die Vielseitigkeit des Werkstoffes Papier fasziniert Silvia Heger seit Beginn ihrer künstlerischen Arbeit. Papier - ein Material, zart und doch fest, wird vor allem im asiatischen Raum wegen seiner Lichtdurchlässigkeit und Leichtigkeit in der Raumarchitektur geschätzt. Asiatisch inspiriert wirken auch Hegers Arbeiten in ihrer Klarheit, Leichtigkeit und Anmut. Heger begnügt sich dabei nicht mit der traditionellen Zweidimensionalität von Papier. Ihre Arbeiten sind vielmehr abstrakte Zeichnungen im Raum.

Silvia Hegers Werke sind in ihrem Ursprung abstrakt. Ihre Ästhetik ist puristisch - und zugleich sinnlich. Man möchte sie berühren. Sie verführen uns mit ihrer Leichtigkeit und stofflichen Präsenz. Zugleich entfalten sie eine ruhige, meditative Wirkung. Sie wandeln sich stetig im Spiel von Licht und Schatten.

Silvia Heger schöpft Papier aus einem in Wasser aufgeschwemmten Zellulosebrei. So kann sie von Beginn an mit der Veränderbarkeit des Materials arbeiten, seine Dichte und Durchlässigkeit beeinflussen. Der Werkstoff selbst verwandelt sich unter ihren Händen. Arbeitete Heger in ihren früheren Arbeiten vorwiegend konzeptionell, indem sie aus dem Faserbrei gleichförmige Streifen schöpfte, die sie mit Hilfe von Draht oder Acrylglas zu komplexen Raumobjekten montierte, so sind ihre jüngsten Arbeiten stärker prozessorientiert. Drähte dienen nicht mehr nur als Halt für die fertigen Papierstreifen, sondern werden in den Arbeitsprozess mit einbezogen.

Die Plastiken treten in Beziehung zum Betrachter, dessen Gesten und Schritte die Luft in Schwingung bringen. In schwebender Bewegung gehalten, verändern sie sich. Sie scheinen zum Leben zu erwachen. Und mit ihnen der Raum. Es entsteht ein Wechselspiel von Geben und Nehmen, Empfangen und Widerklingen.

Textauszüge Ulrike Maria Hund